Unser großer Garten konnte dank der Regentage in den vergangenen Wochen gut auftanken und Kraft schöpfen, es grünt und blüht, so weit das Auge schauen kann.
In diesen Wochen, in denen die ganze Welt nach wie vor durch die vielen traurigen Nachrichten zur Corona-Pandemie erschüttert ist und in denen es auch für uns Schwestern und unser Gästehaus ungewiss bleibt, wann wir wieder Gäste begrüßen dürfen, schenkt uns die erwachende Schöpfung Gottes in unserem Garten Hoffnung. Die Mandelbäume blühen wunderbar. Und ihr schöner Anblick verzaubert jeden, der in ihre Nähe kommt, und lädt ein, zu verweilen, aus den blühenden Zweigen selbst Hoffnung zu schöpfen und für dieses neue Leben zu danken.
Das hat Menschen schon immer berührt, auch in biblischen Zeiten. Im Buch des Propheten Jeremia liest sich das zum Beispiel so:
"Das Wort des HERRN erging an mich: Was sieht du, Jeremia? Ich antwortete: Einen Mandelzweig sehe ich. Da sprach der HERR zu mir: Du hast richtig gesehen; denn ich wache über mein Wort und führe es aus." (Jeremia 1,11f.)
Ein Mandelzweig erwacht. Um den Zweig herum Gott und Jeremia, ein Mensch, der mit Sehnsucht und zugleich Angst in die Zukunft blickt - was wird wohl aus mir werden in diesen schweren Zeiten? "Was siehst du?", fragt Gott. Einen erwachenden Mandelzweig. Das ist ganz einfach, nichts Besonderes. Und doch liegt genau darin das Entscheidende: innehalten im Augenblick. Das wahrnehmen, was um mich herum geschieht. Mich einen Moment nicht ablenken lassen, von all den tausend Dingen, Pflichten und Nöten meines Alltags. Ein Mandelzweig, der aufblüht, einen Moment des sanften Aufbruchs - wie leicht kann man das verpassen, das Zeichen für eine blühende Zukunft, wie schnell kan man das übersehen? Die Mandelblüte in Jerusalem schenkt uns Hoffnung und Zuversicht.